Draußen wird es dunkler, kälter und das Wetter immer unfreundlicher. Und auch wenn es immer wieder heißt, „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“, so neigt sich die Golfsaison doch zum Zeitpnkt dieser Review ihrem Ende entgegen. Aber es heißt ja auch „Winterzeit ist Technikzeit“ und so interpretiert 2K diese Phrase als Aufforderung die Konsole, sei es Playstation oder Xbox in der jeweils letzten und aktuellen Generation, oder den PC einzuschalten und das Spiel auf den digitalen Abschlag zu verlagern. PGA Tour 2K23 ist nach einer nun längeren Pause erschienen und ob es im Vergleich zum Vorgänger zum Par reicht oder es vielleicht ein Eagle oder gar ein Albatross geworden ist, will ich Euch nun zeigen.

Am Abschlag

Schauen wir uns aber zuerst einmal die bereits erwähnten „Spieler“ am Abschlag von PGA Tour 2K23 an – es ist für PC, die PS4/PS5 sowie die Xbox One/Series erschienen, die Switch muss diesmal im Klubhaus bleiben. Ausgestattet werden können die „Spieler“ in verschiedenen Versionen – die Standard, die Deluxe oder die mit dem Namen des Executive Director und Cover-Star des Spiels, dem „World’s Greatest Golfer“ zierenden Tiger Woods Edition. Dabei unterscheiden sich die Versionen nach Erscheinen des Spieles nur noch im digitalen Umfang und kommen mit kosmetischen Items in Form von Kleidung, Schlägern und Bällen sowie virtueller Währung.

Ball aufteen

„Moment, kosmetische Bälle?“ fragt sich nun der Serienkenner und ja, die Möglichkeiten der Individualisierung des eigenen Charakters und seiner entsprechenden Ausrüstung sind drastisch erweitert worden im Vergleich zum Vorgänger. Neben den Schlägern und der Kleidung haben nun auch Bälle gewisse Eigenschaften und diese nicht nur kosmetischer Natur. So können mit dem entsprechenden Item, welches es in Common, Uncommon, Rare, Epic und Legendary gibt z.B. Bälle wie erwähnt angepasste Werte erhalten. Aber auch die Schläger kann man durch das sogenannte Fitting, was im Golfsport für eine Anpassung des „Werkzeugs“ an den Golfer bzw. die Golferin selbst steht, in ihren Werten verändern und verbessern. Dies geht bei jedem Schläger an drei Bausteinen – dem Griff, dem Schaft und dem Schlägerkopf. Das Ergebnis ist eine Verbesserung der Attribute wie z.B. mehr Kraft, erhöhte Reichweite oder eine Verbesserung der Genauigkeit. So lässt sich der Charakter weiter den eigenen Wünschen anpassen oder etwaige eigene Schwächen geringfügig ausbessern. Und nicht nur das Fitting unterstützt hierbei, auch die Charakterentwicklung findet im Gegensatz zum Vorgänger nun statt.

So baut man nicht mehr nur auf den Menschen am Controller, stattdessen wählt man bei Charaktererstellung aus einem Pool an Archetypen aus, welche sich durch Stärken und Schwächen auszeichnen, beispielsweise beim Putten oder dem Abschlag. Die Wahl schlägt sich in den Attributen nieder und vereinfacht oder erschwert das Handling des Alter Ego in der jeweiligen Situation. Und damit nicht genug, während des Spiels verdient man sich Punkte, welche man in unterschiedliche Supportfähigkeiten in verschiedenen Abstufungen investieren kann. Hier wird nach Schlägertyp, also z.B. Driver, Hybrid, Wedge, Eisen oder Putter unterschieden und unterstützt passende Werte wie verbessertes Schwungtiming, jedoch erst nachdem eine gewisse Voraussetzung erfüllt wurde. Wenn ich also einen Vorteil für die Puttingdistanz kaufe, muss ich drei Mal hintereinander innerhalb der regulären Schläge auf dem Green landen. Danach aktiviert sich der Vorteil, deaktiviert sich aber auch, wenn zwei Mal hintereinander mit einem Putt innerhalb einer gewissen Distanz eingelocht wurde. Durch die Investition weiterer Punkte in einen Vorteil kann die Voraussetzung zur Aktivierung bzw. Deaktivierung zu Eurem Vorteil angepasst werden. So besteht nicht die Gefahr, dass der Charakter überqualifiziert wird, dennoch werden so rollenspielähnliche Elemente eingebunden, die dazu motivieren, das Beste für den eigenen Spielstil herauszuholen. Eine meine Meinung nach sehr gelungene Idee, auch wenn für mich manche Vorteile schwächer als andere erschienen. Dies muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Lobend zu erwähnen ist aber, dass Pay-to-Win kaum eine Chance hat. Es lassen sich keine der Fitting-komponenten per InGame-Währung, welche auch gegen Echtgeld zu erwerben ist, erstehen. Das dies mit einer Prise Salz zu sehen ist, liegt daran, dass das Fitting der Komponenten an sich sowie das Zurücksetzen der Vorteile InGame-Währung kostet. Und auch wenn diese erspielbar ist, hat, wer mit echter Münze investiert, hier einen kleinen Vorteil gegenüber ggf. notwendigem Grind. Dies soll aber nur der vollständigkeitshalber erwähnt werden.

Apropos Charakteranpassung, auch dieser kann, wie beim Vorgänger, selbst erstellt werden, basiert jedoch immer auf einer der Vorlagen von Köpfen, die wir im begrenzten Maße noch anpassen können. Für mich war dieses Prinzip im letzten Ableger ein Glücksgriff, da eine der Vorlagen mir ziemlich ähnelte und ich so recht schnell einen Golfer, mit dem ich mich selbst identifizierte, kreieren konnte. Diese Vorlagen wurden nun überarbeitet und mein Charakter wurde nun zum Caddy degradiert. Ja, selbst die Caddys kann man sich aus einer Handvoll Gesichtern auswählen, jedoch im Gegensatz zum Spieler oder zur Spielerin nicht weiter anpassen. Und ja, Spielerin ist hier wörtlich gemeint, in PGA Tour 2K23 sind wir sowohl im Charakterbau als auch im Mitspielerfeld nicht mehr rein auf männliche Spieler eingeschränkt, sondern auch sowohl die eigene Golferin als auch die Damen der LPGA spielen auf dem Platz mit. Für mich ein positives Zeichen und ein richtiger, wichtiger und notwendiger Schritt.

Vom Tee aufs Fairway

Im Vergleich zum Vorgänger gab es im Spiel an sich nicht allzu viele Änderungen. Die die es gab, haben es jedoch in sich – allen Voran die neue Schlagtechnik. War man in PGA Tour 2K21 noch auf den rechten Stick in der Ausführung beschränkt, lässt sich dies nun auch auf den linken Stick legen – gut für Videospieler/innen, deren linke Hand die „stärkere“ ist. Doch noch viel positiver kann ich hier die Implementation der Drei-Klick-Steuerung hervorheben. Statt mit dem Stick einen Schwung auszuführen, wird nun mittels drei Button Presses der Schlag, beim Putten zwei, ausgeführt. Zuerst hält man den Button und füllt einen grafischen Kreis um die notwendige Kraft aufzubauen, danach lässt man los und ein Zeiger saust los, welcher mittels Knopfdruck ein respektive zwei Mal in einem bestimmten Bereich auf 12 und 6 Uhr gestoppt werden muss. Je nach Schwierigkeitsgrad ist dabei der Bereich kleiner oder größer. Für mich hat sich dies sehr schnell zu meiner Standardsteuerung etabliert, so dass ich über dieses Feature sehr erfreut bin und sich dadurch mein Spiel insgesamt verbessert hat.

Generell hat PGA Tour 2K23 eine entsprechende Überarbeitung erfahren, sowohl im Menü als auch in der grafischen Übersicht auf dem Platz. Alles wirkt etwas klarer und definierter, die Grafik an sich wurde etwas poliert, wenn auch hier in bestimmten Bereichen wie beispielsweise im Publikum weiterhin die beim Vorgänger angemerkten Makel existieren. Gerade durch den Wechsel der Konsolengeneration wäre hier in meinen Augen mehr gegangen. Dafür machen sich die Umweltbedingungen gefühlt bemerkbarer und Wind ist während meinen Turnieren ein nicht zu unterschätzender Faktor gewesen, der auch schon mal zwischen Birdie oder Double-Bogey entschied.

Ansonsten präsentiert sich der Hauptdarsteller des Spiels, der Karrieremodus, wie gewohnt. Man beginnt in der Q-School, einem Qualifikationstour durch das man Zutritt zur Korn Ferry Tour bekommt. Nach ausreichenden Erfolgen und Turniersiegen wird man in die PGA Tour gehoben und spielt ab sofort mit den Großen des Golfsports um Pokale und Ruhm – und natürlich Erfahrungspunkte, InGame-Währung und Sponsorenansehen. Letzteres ist diesmal in Kleidung, Schläger und Bälle kategorisiert und wird von den bekannten Marken befüllt.

Die Schlägerwahl

Neben dem Karrieremodus und den Gesellschaften, eine Art selbsterstellter Golfclub, ist der beliebte Course Designer wieder mit von der Partie. So kann die Community wieder eigene Kurse erstellen oder auch bereits erstellte aus dem Vorgänger importieren und zur Verfügung stellen. Dieses Feature hat sich immer großer Beliebtheit erfreut und trägt sehr zur Langzeitmotivation bei, ganz gleich, ob man Golfplätze selbst designt oder nur die Kreationen der Community spielt. Ein Trainingsmodus, bestückt mit Driving Range, Kurzspielgelände sowie Puttinggreen, und ein einfaches Turnier runden das bekannte Bild ab. Am Rande zu erwähnen wäre hier, das bei diesen Turnieren nicht nur der oben bereits erwähnte Tiger Woods, sondern auch andere Stars, teils nicht unbedingt durch Golf bekannt geworden, wie z.B. Stephen Curry oder der Jumpman himself Michael Jordan als wählbarer Golfer auf den Platz geschickt werden kann.

Fore

Als neuen Spielmodus haben die Entwickler Top Golf implementiert, eine Variation des Golf, welches bisher in Deutschland noch recht wenig vertreten ist, sich jedoch in Amerika, meiner Meinung nach auf Grund eines vorhandenen Partycharakters, großer Beliebtheit erfreut. Dabei existieren auf mehreren Ebenen nebeneinander mehrere Art Abschlagboxen von denen man versucht verschiedene Zielfelder auf der großen Rasenfläche vor einem zu treffen. Man stelle sich auf dem Boden eines Fußballfeldes mehrere übergroße Zielscheiben vor, wie es sie im entsprechenden Format auch beim Bogenschießen gibt. Nun wird versucht allein oder im Multiplayer, gleich ob lokal oder online, eins der angesagten Ziele zu treffen. Umso mittiger der Golfball zum liegt kommt, umso mehr Punkte gibt es. Nach ein paar Runden hat der Spieler oder die Spielerin mit der höchsten Punktzahl das Match gewonnen. Der Modus ist zwar recht kurzweilig und bietet so im Gegensatz zur kompletten Golfrunde ein eher schnelles Arcade-artiges Kräftemessen, kann mich persönlich jedoch leider nicht abholen.

Im Bunker gelandet

Leider ist jedoch nicht alles Gold was glänzt und so habe ich auch einen Kritikpunkt anzumerken, der mir sehr sauer aufgestoßen ist. Wie auch bereits bei 2K21 wurde auf Richard Beem und Luke Elvy als Kommentatoren gesetzt. Als Unterstützung auf dem Platz steht dazu nun nicht nur John McCarthy, sondern auch Henni Koyack zur Verfügung und berichtet vom Platz. Zu meinem Bedauern kann ich mich aber nicht erinnern vom bereits bekannten Trio eine neue Zeile zu hören bekommen zu haben. Im Gegenteil, die Wiederholungen setzten für mich so schnell ein, dass ich nach dem zweiten Turnier bzw. der achten Golfrunde eigentlich nur noch genervt war und die Anzahl der Kommentarzeilen meiner Ansicht nach im Gegensatz zum Vorgänger verringert wurden. Da konnte auch Miss Koyack die Situation nicht retten. Auch ihre Kommentare hatten für mich nichts neues mehr. Den Kommentar insgesamt zu deaktivieren stand für mich bisher nur noch auf Grund der Review außer Frage.

Was in meinen Augen dramatisch an Qualität verloren hat, sind die Replays guter Schläge. Hier wurde während meiner Runden fast immer in der gesamten Wiederholung der Fokus komplett auf den Charakter gelegt, so dass vom Schlag an sich, vom Ball ganz zu schweigen, überhaupt nichts zu sehen ist. Ob dies ein Fehler ist, kann ich nicht beurteilen, sollte aber meiner Meinung nach unbedingt korrigiert werden.

Putt für den Eagle

Insgesamt ist PGA Tour 2K23 eine konsequente Evolution der Stärken des Vorgängers sowie die Ausbesserung von Kritikpunkten wie z.B. die eingeführte Weiterentwicklung des Alter Ego und Verbesserung der Ausrüstung. Das Highlight der diesjährigen Ausgabe sind jedoch die neuen Steuerungsmöglichkeiten, die sich gerade durch die 3-Klick Steuerung immens bei mir bemerkbar macht. Dennoch hätte ich mir etwas mehr Polish um den Platz und den Trubel drumherum gewünscht. Hier wirkt alles immer noch recht emotionslos für mich und neben Publikum trüben die Qualität der Kommentatoren und Replays die Immersion.

Und auch wenn neue Konkurrenz schon die Teetime gebucht hat, so bleibt PGA Tour zum aktuellen Zeitpunkt mit 2K23 Führender und auch wer 2K21 besitzt, kann sich ruhigen Gewissens für die aktuelle Tour einschreiben.