Am 25. Oktober veröffentlichte Paradox Interactive mit Victoria 3 sein nächstes großes Strategiespiel. In diesen, werden wir ins 19. Jahrhundert versetzt und versuchen unser Land innerhalb von 100 Jahren zu Ruhm und Reichtum zu führen. Ob mir Victoria 3 zu schwer, zu komplex oder zu langweilig ist, lest ihr hier in diesem Review.

Paradox ist bekannt für große komplexe Strategiespiele. Allein wenn ich mir Stellaris und Crusader Kings III anschaue, sind das schon absolute Biester in diesem Genre. Ich persönlich mag das ja bis zu einem gewissen Grad. Victoria 3 reiht sich genau in diese Komplexitätsspiele ein. Allerdings spielt sich das Spiel ein wenig anders als die Beiden vorgenannten. Bevor wir eine Partie starten, wählen wir beispielweise unser Ziel. Wollen wir das Spiel erlernen, wollen wir die Wirtschaft unseres Landes an die Weltspitze führen, wollen wir die Weltbevölkerung beherrschen, wollen wir vielleicht eine egalitäre Gesellschaft anstreben oder wollen wir ohne festes Ziel spielen? Letzteres finde ich persönlich am besten, da man so sein Ziel auf Grund der Ereignisse im Spiel jederzeit anpassen oder sich seine eigenen Ziele setzen.

Wählen wir eine der Vorgaben, bekommen wir auch ein Land vorgeschlagen, wir können aber auch ein Land relativ frei auf der Weltkarte wählen. Wollen wir also eine Großmacht, wie England oder Frankreich wählen, oder einfach eine Winzmacht, wie beispielsweise Südaustralien, Texas oder gar Bremen, Hamburg oder Oldenburg. Einige Länder sind Dezentralmächte, diese können wir nicht steuern. Im Tutorial hat man diese riesige Auswahl übrigens nicht, hier muss man eine der vorausgewählten Länder wählen.

Haben wir uns entschieden, geht es schon los. Zum Glück startet das Spiel pausiert, denn wir haben einiges zu tun. Wirtschaft, Politik, Armeen, etc. pp. Haben wir unsere ersten Schritte erledigt können wir das Spiel auf fünf unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen spielen. Werfen wir aber mal ein Blick auf die unterschiedlichen Bereiche des Spiels.

Wirtschaft

Für eine gesunde Wirtschaft bauen wir Gebäude zum Anbau von Ressourcen oder zum Verarbeiten von eben diesen Ressourcen. Stehen uns auf unserem Markt die notwendigen Ressourcen für die Verarbeitung nicht zu Verfügung können wir diese von anderen Märkten importieren. Ebenso können wir aber auch unsere erwirtschafteten Ressourcen und Güter in die Welt bzw. auf die unterschiedlichen Märkte, die uns zur Verfügung stehen, exportieren. Der Preis der jeweiligen Ware passt sich relativ genau dem Markt an. Ist die Nachfrage höher als das Angebot steigt der Preis, ist das Angebot höher als die Nachfrage sinkt dieser. Bei den Gebäuden können wir übrigens mit Hilfe von unterschiedlichen Produktionsmethoden unsere Produktivität verbessern. Diese Methoden müssen wir aber erst erforschen. Stellen wir die Produktionsmethoden um müssen wir ggf. zusätzliche Ressourcen nutzen, beispielsweise Werkzeuge oder ähnliches. Für mich ist das Thema Wirtschaft mit der spannendste Teil im Spiel, weil er sehr viele interessante Möglichkeiten bietet. Worauf wollen wir unsere Wirtschaft stützen? Fischfang? Forstwirtschaft? Oder werden wir eine Rüstungsnation, die andere mit Waffen versorgen? Möglichkeiten gibt es hier echt viele.

Politik

Eine florierende Wirtschaft macht ggf. auch unsere Bewohner froh, wenn wir es politisch geschickt anstellen. Dabei müssen wir alle innen- und außenpolitische Aspekte im Blick behalten. Innenpolitisch müssen wir beispielsweise darauf achten, dass wir die unterschiedlichen Interessen unserer Bevölkerung wahren. So haben Grundbesitzer andere Wünsche als beispielsweise die Industriellen, die Intellektuellen oder die entsprechende Kirche. Wir führen neue Gesetze ein, die je nach Zustimmung auch nur durchgesetzt werden. Aussenpolitisch versuchen wir beispielweise unsere Beziehung zu anderen Ländern zu verbessern oder zu verschlechtern, übernehmen vielleicht Schulden anderer oder schmieden Bündnisse. Natürlich können wir aber auch andere Länder zu unseren Rivalen machen. Hier bietet uns Victoria 3 eine ganze fülle an Möglichkeiten.

Militär

Scheitern wir in der Diplomatie oder wollen wir unser Land erweitern, so kommen wir um kriegerische Handlungen nicht drum rum. Diesen Aspekt habe ich bisher aber sehr wenig verfolgt, da ich mich eher auf die wirtschaftlichen und politischen Aspekte im Spiel konzentriert haben. Zum Glück musste ich mich bisher auch nicht verteidigen, weshalb ich zu diesem Bereich gar nicht so viel sagen kann. Ich glaub aber, dass dieser bereicht nicht weniger komplex ist, also die beiden vorgenannten.

Hohe Wiederspielbarkeit

Durch die unterschiedlichen Startpositionen und die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten in der Spielweise bietet Victoria 3 einen – wie ich finde – sehr hohen wiederspielwert. Jede Bewohnerin, jeder Bewohner unserer Nation wird im Verlauf des Spiels übrigens simuliert, so dass sich jede unserer Entscheidung ein anderen Verlauf ergeben kann. Dabei ist egal ob Farmer, Beamter, Kapitalist oder Handwerker. Jeder hat seinen eigenen Glauben, seine eigenen politischen Präferenzen und seinen Lebensstandard. Da muss man schon schauen, ob sie die Bevölkerungsgruppe, die man benötigt, auch zufrieden ist. Ist dies nicht der Fall, radikalisieren sich Bevölkerungsgruppen und es kann sogar zu Aufständen kommen.

Mein Fazit zu Victoria 3

Victoria 3 ist cool. WENN man sich die Zeit nimmt und sich in das Spiel reinfuchsen will um alle Mechaniken zu verstehen. Meiner Meinung nach ist es definitiv kein Spiel, welches man „mal eben“ eine Stunde zwischendurch spielt und dann für eine Woche oder so liegen lässt. Es dürfte schwierig werden sich dann, je nach Spielverlauf, wieder in den Spielstand und die aktuelle Situation reinzufinden. Was habe ich als Letztes gemacht? Mit wem riskiere ich gerade ein Krieg und warum ist Eisen überhaupt gerade so teuer? Wer sich aber die Zeit nimmt und versucht die Mechaniken zu verstehen, wird garantiert viel Spaß haben. Aber genau das ist ja auch irgendwie typisch für ein Grand-Strategy-Game aus dem Hause Paradox, oder?

Kommen wir jetzt noch zu meinen drei Anfangsfragen aus der Einleitung. Ist Victoria 3 – aus meiner Sicht – zu schwer, zu komplex oder zu langweilig? Ich würde alle drei Fragen eher mit Nein beantworten, wobei es natürlich auf den SpielerIn-Typ ankommt. Man brauch eine gewissen Eingewöhnung um die Mechaniken zu verstehen. Spielt man so vor sich hin, geht das Land vermutlich vor die Hunde und das Spiel wirkt zu schwer. Klick ich wild durch die Menüs ohne mir mal die Tooltips anzuschauen um die Elemente zu verstehen, wirkt das Spiel sicherlich schnell zu komplex. Wenn ich als SpielerIn auf große Action stehe, könnte das Spiel mir zu langweilig sein. Also so richtig gibt es keine Antwort auf die Fragen. Für mich persönlich ist das Spiel nicht zu schwer. Es ist komplex, aber mit etwas einarbeit verständlich. Und langweilig? Das Spiel bietet einige Ruhephasen und so richtige Action wie in einem Adventure gibt es auch nicht, aber es gibt viel zu beachten und zu beobachten, so dass für mich bisher keine Langeweile aufgekommen ist.