Kaum ein Spiel wurde in den letzten Wochen, Monaten oder sogar Jahren (?) so sehr gehypt wie Starfield. Bethesda veröffentlicht mit Starfield eine große neue IP, was ein Skyrim bzw. Fallout 4 in Space mit ca. 1.000 unterschiedlichen Planeten werden soll. Wenn man die Trailer sah suggerierte einem das Spiel, dass es eine Mischung aus No Man’s Sky / Elite: Dangerous und Rollenspiel, wie Fallout oder eben Skyrim, sei. Aber kann Starfield diese hohen Erwartungen überhaupt erfüllen? Ich hab mir das Spiel angeschaut und in diesem Review lest ihr, was ich an Starfield gut und was ich nicht gut finde. Viel Spaß beim lesen.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=ddcx10GyQqE

Geschichte

In Bezug auf die Geschichte möchte ich mich – wie gewohnt – kurzhalten, aber dennoch möchte ich euch einen kurzen ersten Einblick geben. Als neuer Mienenarbeiter finden wir in einer Höhle ein Artefakt, welches bei uns eine Vision auslöst. Anschließend werden werden wir beauftragt dieses Artefakt zur Constellation ins Alpha Centauri System zu bringen. Die Constellation ist eine der Fraktionen im Spiel. Sie haben sich insbesondere auf Forschung spezialisiert. Im Hauptsitz der Constellation angekommen bittet man uns direkt weitere Artefakte zu suchen und diese dort hin zu bringen und so beginnt unsere Reise. Na ja, eine von vielen, denn dies ist im Grunde nur eine der vielen Geschichten, die wir in Starfield erleben können, denn rollenspieltypisch ist die Welt bzw. das Universum voller Nebenaufgaben und Geheimnissen, die wir entdecken können. Leider hatte der Start in die Story für mich ein paar logische Fehler, über die ich aber hinwegsehen kann. So werden wir beispielsweise als Neuling an unserem ersten Tag alleine in eine Höhle geschickt, in der es “komische” Messwerte gibt? Sind wir so entbehrlich? Das fühlte sich für mich komisch an.

Charaktereditor

Der Charaktereditor von Starfield ist mächtig. Zunächst können wir aus 40 vorgefertigten Charaktererscheinungen wählen. Danach wählen wir die Köperform, Körpertyp und auch die Hautfarbe. Umfangreicher wird es dann, wenn wir unser Gesicht gestalten. Kopfform, Frisur, Bart, Nase, Ohren… Die Möglichkeiten sind mehr als ausreichend. Schade, fand ich, dass mir das Spiel nicht sagte, dass ich hier auch an das Model heran- und wegzoomen kann. Das hab ich später durch Zufall rausbekommen. Was ich nicht Verstanden habe, war der Bereich “Hintergrund”. Wir sind als Mienenarbeiter ins Spiel gestartet und im Charaktereditor wählen wir als Hintergrund eine Art Beruf? Warum sollte ein Entdecker, Bestienjäger, Kybernetiker oder Frachtflieger in einer Miene arbeiten? Das ist für mich irgendwie unlogisch und hätte man vielleicht anders oder besser erklären können. Durch die “Berufswahl” erhalten wir übrigens unsere ersten Fähigkeiten im Talentbaum. So habe ich als Cyberrunner beispielweise direkt einen Bonus auf Schleichen, Sicherheit und Diebstahl. Abschließend wählen wir noch drei Merkmale für unser Alterego aus. Vielleicht haben wir ja Alien DNA im Körper oder sind intro- oder extrovertiert? Diese Merkmale sind bis auf ein paar wenige recht gut erklärt. Wenn ich mir aber beispielsweise das Merkmal “Aufgeklärt erzogen” anschaue, frag ich mich, welche Auswirkung hat es denn, wenn ich dadurch (lt. Beschreibung) den Zugriff auf die Sanctum-Universum-Kiste verliere. Genau wie Merkmale, die sich auf bestimmte Fraktionen beziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt – erster Start des Spiels – hab ich doch noch keinerlei Ahnung davon welche Fraktionen es gibt und wie sich diese in die Welt von Starfield einbinden. Es wäre vielleicht sinnvoll gewesen, wenn man dies direkt im Spiel nachlesen könnte oder über Tooltipps oder so. Trotz dieser Verständnisprobleme find ich den Charaktereditor an sich aber sehr gut und umfangreich. Ich denke beim erstellen der eigenen Charaktere bleibt keine spielende Person unzufrieden.

Weltraum

Die Größe von Starfield ist immens. Es gibt verschiedene Sonnensysteme mit rund 1.000 unterschiedlichen Planeten, welche alle bereist werden können. Natürlich habe ich noch nicht alle Planeten bereist und ob ich das je machen werde ist auch fraglich, dennoch ist das was ich von den Oberflächen gesehen habe ganz cool. Ich hätte mir noch eine Möglichkeit gewünscht schnell über die Planeten-Oberfläche zu reisen. Vielleicht mit einem Buggy oder mit dem Raumschiff. Dies würde kilometerlange Märsche auf den Planeten vermeiden. Zu Mal diese teilweise recht karg sind. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viel zu enddecken. Beispielsweise da eine verlassene Forschungsstation oder da eine Höhle. Irgendwas hab ich bisher immer gefunden. Was ich bei dem ganzen Reisen in Starfield allerdings sehr schade finde? Für MICH kommt hier gar kein wirkliches “Space“-Gefühl auf. Es gibt viel zu viele Schnellreisemöglichkeiten. Im Zweifel reisen wir von Stadt A auf Planet B nach Stadt C auf Planet D in ein komplett anderes System und sehe nicht einmal den Weltraum. Hier hätte man meiner Meinung nach Teile der Mechaniken aus Elite: Dangerous oder No Man’s Sky nutzen können. Beispielsweise Sprünge zwischen den Systemen als Ladezeit nutzen, Reisen zwischen den Planeten werden selbst mit dem Raumschiff gesteuert und meinetwegen die automatische Landesequenz wie sie jetzt im Spiel sind. Aber das meiste kann man leider einfach überspringen und das passiert manchmal sogar ungewollt. Vielleicht bin ich hier auch einfach zu “Space”-versessen, denn für mich gehören diese Flüge im All einfach mit dazu, selbst wenn es sich um ein Rollenspiel handelt. Ansonsten gefällt mir die Gestaltung der Städte, der Planetenoberflächen und auch der Sternbasen ganz gut.

Raumschiffe und Außenposten

In Starfield haben wir auch die Möglichkeit uns auf den Planeten einen Außenposten zu bauen. Ich fand die Mechanik dahinter relativ einfach und simpel. Wir wählen einfach die Module, Gebäude und Dekorationen aus, die wir bauen wollen und lassen damit unserer Fantasie freien Lauf. Etwas worauf ich mich ehrlich gesagt gefreut habe, war der Shipbuilder. Mit diesem haben wir die Möglichkeit uns ein Raumschiff nach unseren Wünschen zu bauen. Ähnlich wie beim Kerbal Space Program “kleben” wir hierbei die unterschiedlichen Module einfach zusammen. Klingt aber einfacher als es ist, denn nicht jedes Modul passt an jedes andere Modul. Außerdem müssen wir beim Bau auch darauf achten, dass das Schiff nicht zu schwer wird, über ausreichend Triebwerke und Energie verfügt und und und. Ich hab eine ganze Zeit damit rumgespielt und das war – für mich – schon ganz spaßig und die Community hat schon völlig verrückte Sachen gebaut. Nachdem was ich bisher gesehen habe, sind diese beiden Spielelemente aber nicht notwendig um die Stories oder die Welt von Starfield zu erleben. Beispielsweise können wir auch einfach neue, größere Raumschiffe kaufen.

Spielmechaniken

Starfield kann sowohl in der Ego-, Schulter- als auch in der 3rd-Person-Perspektive gespielt werden. Bei Flügen mit dem Raumschiff gibt es hingegen nur die Cockpit- als auch die Verfolgerperspektive, aber das reicht meiner Meinung nach auch aus. Zu dem bietet Starfield ein Haufen an unterschiedlichen Spielmechaniken. Auf jede möchte ich hier nun nicht eingehen, sondern ich habe mir mal ein paar raus gepickt. Das knacken von Schlössern finde ich zum Beispiel ganz cool. Hier müssen wir – je nach Schwierigkeit – unterschiedliche Ringe mit entsprechenden Schlüsseln öffnen. Hier muss man um die richtigen Schlüssel zu nutzen teilweise schon etwas voraus denken. Aber auch die Mechanik hinter dem Überreden fand ich interessant, auch wenn daraus teilweise etwas komische Dialoge entstanden. Beim überreden ist es so, dass wir versuchen die möglichen Dialogoptionen so zu wählen, dass wir unser Gegenüber entsprechend überreden etwas zu tun oder nicht zu tun. Wirkt manchmal etwas Random, aber irgendwie find ichs cool.

Ein zu voller Sack mit Items

Schauen wir mal auf die ganzen unterschiedlichen Items, die in der Welt so finden kann. Wie bei Rollenspielen so oft ist das etwas erschlagend. In meinem Inventar habe ich aktuell zum Beispiel 55 unterschiedliche Heilobjekte, die teilweise auch unterschiedliche Effekte haben. Wer steigt da noch durch? Wer soll das alles Lesen? Generell ist auch oft unklar, ob ein Objekt “brauchbar” ist oder direkt verkauft werden kann. Wie gut, dass man Questitems nicht verkaufen kann, denn das hätte ich sicherlich schon getan. Diese ganzen tollen Items sorgen nun aber dafür, dass ich viel zu oft viel zu viel mit mir herumtrage und überladen bin. Sind wir überladen, können wir zum Beispiel auf den Planetenoberflächen nicht mehr Kilometerweit zu unserem Schiff zurück “teleportieren” und verbrauchen mehr Sauerstoff. Der Sauerstoff und dessen Verbrauch spiegeln in Starfield übrigens unsere Ausdauer wieder. Ist der Sauerstoff verbraucht und wir rennen weiter, nehmen wir im schlimmsten Fall Schaden. Aber auch unser Schiff hat nur begrenzte Kapazitäten und so musste ich schon Sachen verkaufen, die ich unheimlich gerne behalten hätte.

Von Lasern und Raumkämpfen

Natürlich gibt es in Starfield auch Kämpfe. Im Raumschiff, in Städten, auf Planeten oder auch in der Schwerelosigkeit auf Raumstationen. Wir können dabei auf die unterschiedlichsten Waffen zurückgreifen. Laser, Projektilwaffen, Raketen…. Und während sich das ganze im Weltall eigentlich ganz cool anfühlt, ist es zu Fuß nun… irgenwdie nichts besonderes. Mir persönlich fehlt hier das Trefferfeedback und auch ein deutliches Feedback wie es um unsere eigene Gesundheit steht OHNE erst rechts unten auf den Gesundheitsbalken schauen zu müssen. Schau ich im Kampf nicht regelmäßig auf die Gesundheit, bin ich dann auch schon schneller Tod als mir gegebenenfalls lieb ist. Die KI-Gegner sind allerdings nicht sonderlich helle, so dass die Kämpfe bisher für mich kein Problem waren. Ein besonders coole Möglichkeit ist übrigens, dass man bei Kämpfen im Weltraum die Möglichkeit besteht die gegnerischen Schiffe zu entern und auch zu übernehmen.

Mod-Support

Skyrim lebt – glaub ich – noch heute von den vielen Mods, die die Community ins Spiel integriert haben. Grafik-Upgrades, neue Missionen bis hin zu total neuen Welten. Nächstes Jahr (2024) soll dann auch Starfield offiziellen Mod-Support bekommen. Aber bereits heute gibt es zig Mods, die das Spiel bereits verbessern und/oder erweitern können. So kann man über eine Mod nachträglich Nvidias DLSS aktivieren, was das Spiel von Haus noch nicht unterstützt (offizieller Support soll wohl 2024 kommen) oder man verbessert die Ansicht/den Aufbau des Inventars. Die Community ist hier bereits zum jetzigen Zeitpunkt sehr fleißig und am PC lohnt es sich sicherlich die ein oder andere Mod mal anzuschauen. Ihr findet die ganzen Mods auf Nexusmods. Ob der Mod-Support (wie bei Skyrim) auch auf die Konsolen kommt, ist offiziell – meine ich – nicht bekannt, aber ich gehe davon aus.

Grafik

Grafisch sieht Starfield nicht schlecht, aber es wirkt teilweise doch auch etwas in die Jahre gekommen aus, so gibt es beispielsweise kein Raytracing oder HDR-Support, was gerade die Städte und Planeten sicherlich nochmal hätte schöner gemacht. Dies liegt aber sicherlich mit den der hauseigenen Creation Engine 2 und der langen Entwicklungszeit des Spiels. Wie würde das Spiel wohl mit der aktuellen Unreal Engine aussehen? Aktuell gibt es übrigens keinen Support für WideScreen-Monitore, was zur Folge hat, dass Charaktere in der Mitte eines WideScreen-Monitors so zehn Kilo schlanker aussehen als wenn sie am Bildschirmrand stehen. Und warum hat mein Charakter in der Schulter- und 3rd-Person-Perspektive einen Schatten, aber in der Egoperspektive nicht? Zudem muss man auch erwähnen, dass Starfield ein Hardwarefresser ist. Mein PC ist jetzt nicht der Schlechteste (meine Hardware) und theoretisch kann ich das Spiel auf Ultra spielen, aber die Frames schwanken sehr extrem. Selbst wenn ich die Grafik runterschraube hat dies nur wenig Auswirkung auf die Framerate. Auf der XBox Series X|S ist das Spiel sogar nur auf 30 Frames per Second gelockt. Das macht es nicht zu einem schlechten Spiel, ist man aber irgendwie gar nicht mehr gewohnt.

Nachtrag zur Framerate: Ich hab eine Grafikkarte von Nvidia. Starfield unterstützt zum jetzigen Zeitpunkt ja kein DLSS. Nvidia hat zwischenzeitlich einen neuen Grafikkartentreiber veröffentlicht, der mit Hilfe von größenveränderbarer Bar die Framerate des Spiels auf Systemen mit diesen Grafikkarten verbessert. Statt vorher immer so 40~50 Fps hatte, hab ich nun ca. 60~70. Wie das technisch genau funktioniert, keine Ahnung. Offiziell will Bethesda DLSS aber wohl 2024 einbinden, dies hat man inzwischen auch bekanntgegeben.

Sound

Der Soundtrack (auch auf YouTube verfügbar) und die Soundeffekte gefallen mir ganz gut. Der Soundtrack lief sogar schon nebenbei im Homeoffice. Auch die englischen und deutschen Synchronsprecher machen einen guten Job. Das mein eigener Charakter keine Stimme hat stört mich persönlich weniger. Aber das die deutsche Synchronspur weit weg von Lippensynchron ist, stört mich so sehr, dass ich das Spiel auf englisch mit deutschem Untertitel spiele, obwohl die deutschen Stimmen nicht schlecht sind.

NPC – Freund oder Feind?

Kommen wir nun zu den KI gesteuerten Mitreisenden, den NPCs. Auch hier merkt man, meiner Meinung nach, dass das Spiel schon lange in der Entwicklung war. Sie rennen in die Schusswege, blockieren Durchgänge oder stehen anderweitig im Weg. Sie gehen teilweise auch nicht zur Seite oder weiter, wenn man dann selbst Platz macht. Gerade wenn ich dann mal ein Lager infiltrieren will, versuch ich inzwischen schon meine Begleiter beim Raumschiff zu lassen, obwohl sie so wunderbare Packesel sind, denen wir unser Loot anvertrauen können. Stirbt unser Begleiter übrigens im Kampf, wird dieser automatisch nach Kampfende wiederbelebt als wäre nichts gewesen.

Autosave

Um das Thema Technik abzuschließen, muss ich aber kurz noch auf das Thema Autosave eingehen, da dies aus meiner Sicht nicht wirklich gut funktioniert. Das Spiel speichert nämlich nur automatisch, wenn wir schlafen, warten, eine Schnellreise vornehmen oder das Spiel einige Minuten pausieren. Ehrlich, ich hab in meinen ersten knapp 10 Stunden im Spiel nicht einmal geschlafen und gewartet hab ich nur einmal durch Zufall, als ich mich im Spiel aufs Klo gesetzt habe. Wenn ich nun das Spiel NIE pausiere und auf die Schnellreise verzichte – was ich ja eigentlich will -, hab ich bzgl. Autosave ein Problem und das sorgte bei mir auch schon dafür, dass ich in einer Schleife des Todes hing und dadurch knapp eine dreiviertel Stunde meines Fortschritts verlor. Eine automatische Schnellspeicherung alle 10, 20 oder 30 Minuten wäre hier sicherlich netter.

Mein Fazit

Ich hab jetzt über 20 Stunden in der Welt von Starfield verbracht und ich bin mir sicher das ich einige Sachen, Mechaniken und tolle Storyelemente noch nicht gesehen und erlebt habe, aber irgendwie werde ich mit dem Spiel nicht warm. Die Planeten und das Weltall sehen cool aus, ich mag die Raumschiffe und deren Flugverhalten, die vielen Möglichkeiten sind toll, aber es macht bei mir einfach nicht klick. Ich spiele es und werde sicherlich noch VIELE Stunden in Starfield verbringen, aber eher so hier mal ein paar Stündchen und da ein paar Stündchen. Vielleicht lass ich es auch erstmal liegen und warte, bis Bethesda noch ein paar Bugs gefixt hat. Ich hatte ursprünglich vermutet, dass ich dieses Spiel in den kommenden Wochen und Monaten sehr viel spielen werde, aber so wird es nicht kommen. Ich kenne auch Einige, die das Spiel total abfeiern und es für sie – übertrieben – der heilige Gral am Gaming-Himmel ist. Geschmäcker sind nun mal verschieden und ich verstehe das und ehrlich gesagt beneide ich sie darum. Meine Erwartungen konnte Starfield somit zum Start NICHT erfüllen. Leider, aber was nicht ist, kann ja noch werden und dann werde ich definitiv wieder berichten.